Wenn ein Kind zur Welt kommt, tritt es in Interaktion mit seiner Umwelt. Es beginnt ein
Lernprozess (wenn nicht schon im Mutterleib), in dem das Kind immer wieder neue Dinge
wahrnimmt und diese erforscht, imitiert, versteht und irgendwann auch teilweise kreativ damit
arbeitet, sie verändert oder neu zusammenbringt.

Diese grundlegende Fähigkeit, sich zu bilden, ist bei jedem Kind zunächst einmal vorhanden.
Wird das Kind älter, entwickeln sich auf Basis genetischer Anlagen, seinem Umfeld oder durch
Anregungen anderer Menschen bestimmte Interessen und Leidenschaften heraus. Das findet
nicht erst in der Schule statt und wahrscheinlich auch nicht schwerpunktmäßig dort. Bei den
Kindern sind dies je unterschiedliche Themen, die ihre Aufmerksamkeit für eine gewisse Zeit
fesseln und dann wechselt es wieder oder es entstehen Interessen innerhalb eines Themenfeldes,
die immer konkreter werden.

Diese Leidenschaften sind der Motor des Lernens. Kurz gesagt: Kinder, die etwas verstehen
wollen, werden es auch verstehen. Sie werden sich anstrengen, es zu lernen, zu erforschen, alle
Details auswendig zu können, anderen davon erzählen, sich freiwillig Bücher darüber durchlesen,
Filme dazu anschauen oder Experimente durchführen.

In der Lernpsychologie spricht man auch von intrinsischer Motivation im Gegensatz zur
extrinsischen Motivation, die einem jemand anderes vorgibt, zum Beispiel der Lehrer. Um die
Aufmerksamkeit der Kinder zu wecken, sollen diese aus pädagogischer Sicht daher dort abgeholt
werden wo sie stehen und Lerninhalte dort ansetzen, wie die Interessen der Kinder liegen.
Interesse Leidenschaft für ein Thema/Aufmerksamkeit hat jedes Kind

Maria Montessori beobachtete derartige Interessen in ihrer Arbeit und sprach davon, dass es
sensible Phasen gibt, in denen das Kind sich einem Entwicklungsschritt oder einem Themenfeld
besonders intensiv widmet und ohne viel Anstrengung in diesem Bereich Neues lernen will und
kann. Passend dazu spricht sie auch von der „Polarisation der Aufmerksamkeit“. Das Kind vertieft
sich in einen Inhalt und die Konzentration ist dann besonders hoch. Das Kind lässt sich kaum
ablenken und ist tief und fest versunken in ein Thema oder eine Tätigkeit.

Dieses Phänomen, das Menschen für etwas brennen können und sich mit Hingabe einem Thema
widmen, möchten wir nutzen, digitalen Unterricht so zu gestalten, dass die Interessen der
einzelnen Kinder genutzt werden, um den anderen Kindern die Themen näher zu bringen.