Kinder nehmen die Welt, wie sie ist, erstmal als gegeben hin. Auch Vielfalt in der Gesellschaft, Unterschiede in Körperbau, Hautfarbe, Talenten, Intelligenz und anderen Aspekten werden zunächst als gegeben angenommen, ohne dies zu bewerten oder zu hinterfragen. Vorurteile bilden sich erst mit der Zeit durch Erfahrungen aber auch durch Meinungen anderer. 

Des Weiteren sind sie als soziale Wesen eurowissenschaftlich gesehen, auf natürliche Weise fähig, Empathie zu empfinden und mit anderen in Kontakt zu treten. Dies bringen Kinder von Beginn an mit in die Schule aber auch einen gewissen Drang nach Selbsterhaltung. Sie haben eigene Bedürfnisse und möchten diese verwirklichen. 

Eine bedeutende Aufgabe von Schule, die häufig neben der Bildungsfunktion, der Selektionsfunktion oder der Aufgabe, auf die Berufswelt vorzubereiten, vergessen wird, ist die Vorbereitung auf die Gesellschaft und das Zusammenleben. Hartmut von Hentig spricht davon, dass die Schule der „Polis“ aus der griechischen Antike gleicht. Es gibt dort verschiedene Menschen mit verschiedene Interessen, Herkünften, politischen Einstellungen, Erfahrungen, Wünschen und Möglichkeiten. Wie in der Gesamtgesellschaft, wird man in Schule gewissermaßen gezwungen, sich mit dieser Vielfalt auseinanderzusetzen und eine Gemeinschaft innerhalb der Schule/der Klasse zu bilden. Als Freunde suchen sich Menschen meistens andere Menschen mit ähnlichen Interessen und Einstellungen aus und auch der Habitus, der vor allem durch die soziale Lage mitgegeben wird, entscheidet häufig über Sympathie oder Antipathie. In der Schule geht es jedoch darum, sich auch mit Menschen auseinanderzusetzen und mit andere zusammenzuarbeiten, die man sich eigentlich vielleicht nicht als Freunde aussuchen würde. Man lernt dadurch Kompromisse einzugehen, sich anzupassen, für seine eigene Meinung einzustehen, zu diskutieren und seine eigenen Ansichten immer wieder zu hinterfragen.

Die Geschwindigkeit, in der heutzutage neues Wissen generiert wird und der zunehmende Pluralismus in globalisierten Gesellschaften führen unserer Ansicht nach dazu, dass sich Schule viel mehr als zuvor auf die Aufgabe der Vorbereitung auf die Gesellschaft und das soziale Lernen fokussieren sollte. Wissensaneignung wird immer schneller, teilweise digital erleichtert und in bestimmten Fachbereichen immer spezieller.

Das Soziale hingegen hält die Gesellschaft zusammen und führt dazu, dass Kinder zu selbstbewussten, engagierten, demokratischen und in soziale Netzwerke (analog wie digital) eingebundenen Persönlichkeiten werden. Lehrer*innen sollen genügend Zeit haben, sich darauf zu fokussieren.