Wenn Kinder sich für Dinge interessieren, lernen sie diese fast automatisch und beschäftigen sich intensiv damit. Dadurch sitzen in einer Schulklasse verschiedenste Expert*innen für diverse Themenfelder: 

Ein Schüler weiß alles über das alte Ägypten, eine Schülerin hat eine selbst gebaute Wetterstation zu Hause und führt Tagebuch über die verschiedenen Wolkenformen, der andere hat ein großes Aquarium und beschäftigt sich mit verschiedenen Fischarten, wieder eine andere liest leidenschaftlich gerne Comics, kennt jeden Superhelden und versucht sich mit dem Zeichnen eigener Mangas und ein anderer baut leidenschaftlich gerne technische Geräte der Eltern auseinander und wieder zusammen. Vor dem Lehrer sitzen Kinder, die sehr viel Wissen und viele Fähigkeiten mitbringen, die auch in der Schule wichtig sind. Wahrscheinlich findet sich für jedes Fach und verschiedene Themen, die im Schuljahr behandelt werden sollen, mindestens ein/eine Ansprechpartner*in in der Klasse mit fundiertem Wissen und genügend Passion, sich weitere Kenntnisse anzueignen. 

Nutzt man nun diese Interessen und diesen Wissensvorsprung der Kinder, können sie den Mitschüler*innen ihre Kenntnisse bestens vermitteln. Sie bringen alles mit, was ein guter Lehrer braucht: Fachwissen, Interesse am Thema, wahrscheinlich sogar spezifisches Material zu Hause und die Fähigkeit, es auf einem Niveau zu erklären, das Gleichaltrige verstehen. Sie nutzen die Wörter und können die Fragen erläutern, die Kindern wirklich am Herzen liegen und sind die Probleme beim Verstehen der Thematik, vor denen Mitschüler*innen möglicherweise stehen, vielleicht auch schon begegnet. 

Wir möchten daher, dass Schüler*innen selbst zu Lehrer*innen werden und auf Augenhöhe ihre Mitschüler*innen unterrichten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Peer-Education oder „Lernen durch Lehren“ (Jean-Pol Martin). Dies hat verschiedenste Vorteile: 

  • der Lehrende lernt den Inhalt selbst noch viel intensiver und lernt, ihn zu erklären und aufzubereiten,
  • der Lernende ist in auf Augenhöhe mit dem Lehrenden und in einem anderen Thema werden sogar die Rollen getauscht, wodurch ein angstfreies und demokratisches Lernen (Margret Ruep) möglich wird,
  • Kinder werden zu Vorbildern für andere und ermutigen so dazu, sich auch Interessen zu suchen und für irgendein anderes Thema ein/e Expert*in zu sein.